Nimm das mal nicht auf die leichte Kalkschulter

Menschen sind nicht sonderlich haltbar. Kaum haben sie 40, 60 oder 80 Jahre gelebt, da fangen die Wehwehchen an. Ich sehe das täglich bei meiner Annisekretärin. Rheumasalbe ist seit Jahren ihre ständige Begleiterin.

Gummibärchen im Kampf gegen Kalk
Gummibärchen im Kampf gegen Kalk

„Mir tut die Schulter weh“, gehört zu ihren Standardsätzen. Die Rheumasalbe scheint keine Linderung zu bringen. Dann eines Tages die Erkenntnis: „Guck mal Anni, hier steht ganz genau beschrieben, was ich habe: Kalkschulter!“

Meine Annisekretärin ist richtig glücklich. Endlich weiß sie, was sie schmerzt. Ihre Schulter „tut immer noch höllisch weh“, aber doch nicht mehr ganz so schlimm, denn die Erkenntnis „Kalkschulter zu haben“ lindert ungemein.

So ganz nebenbei: Meine Annisekretärin leidet an jeder Krankheit, von der sie Kenntnis erhält. Schrumpfleber? Hat sie seit Jahren. Nierensteine, Gallensteine, Edelsteine. Nichts worunter sie nicht leidet.

Kalkschulter ist Unisex. Kalkschulter ist „Tendinitis calcarea (auch: kalzifizierende Tendinitis) liegen kalkartige Ablagerungen in Sehnen und Sehnenansätzen zugrunde. Sie kommen besonders an der Rotatorenmanschette des Schultergelenkes vor. Hier ist am häufigsten die Supraspinatussehne betroffen. Weitere häufigere Lokalisationen sind z. B. Patellarsehne und Achillessehne, es kann aber prinzipiell auch jede andere Sehne betroffen sein.“ Schreibt das Internetlexikon für alle.

„Guck“, sagt meine Annisekretärin, „daran leide ich seit Jahrzehnten.“ Der Zeitungsartikel zitiert einen ungenannt bleibenden Arzt. „Kalkschulter kann spontan verschwinden. Nachhelfen kann man, indem man zwei Milchtüten in die Hand nimmt und minutenlang die Arme schwingen lässt.“

Meine Annisekretärin ist ganz aus dem Häuschen vor Freude und einen Augenblick später todunglücklich. „Wir haben nur einen Liter Milch, und die Tüte ist auch schon geöffnet.“ Ich weise sie darauf hin, dass sie vor einigen Jahren Computer-Lies’chen zwei superschwere Einkilo-Hanteln abgeschwatzt habe.

Das ist nun einige Wochen her. Seitdem nimmt meine Annisekretärin mehr oder weniger regelmäßig die Hanteln und lässt ihre Arme entspannt schwingen. Die Kalkschulterschmerzen sind in der Zeit nicht weniger geworden.

„Gelatine!“, mit diesem freudigen Schlachtruf grüßte vor fünf Tagen dann meine Freiburgsekretärin. „???“, antwortete schlagfertig meine Annisekretärin. Sie ist nicht die schnellste.

„Ein Arbeitskollege nimmt Gelatinekapseln. Gegen seine Schulterschmerzen. Die helfen, behauptet er“, erläutert meine Freiburgsekretärin.

„Ah!“, antwortete wahrheitsgemäß meine Annisekretärin, „darf ich dann doch lieber Nichthanteltraining machen? So ekliges Zeug muss ich ja nicht auch noch in mich hineinstopfen.“

„Erzähl’ nichts. Guck’ mal. Ich habe Dir sogar schon Gelatine mitgebracht.“ Flugs zog meine Freiburgsekretärin zwei große Beutel Gummibärchen aus ihrer sap-Tasche. Skeptisch betrachtete meine Annisekretärin ihre Medizin. Riss vorsichtig die Tüte auf, probierte eine Gelatinekapsel und … ihr Gesicht hellte sich auf.

„Man, man, man. Kaum runtergeschluckt und schon lassen die Beschwerden nach. Absolut super!“, sie betrachtete die beiden Tüten, „die Dosierung ist aber viel zu niedrig angesetzt. Vier Tüten pro Tag sollte das Minimum sein.“

Nach oben scrollen